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Lego, Beuys und Polaroid. Was diese Begriffe gemeinsam haben? Dasselbe wie Ambrotypie, der verhüllte Reichstag und eine durchzechte Nacht mit Fassbinder. Zentrum dieses skurrilen Strahlenkranzes ist Jens Horst Werlein, der sein Domizil in Schwäbisch-Gmünd hat und dessen bewegte Welt einem zentralen Fluchtpunkt zustrebt: Fotografie.

„‚Der Künstler … der Werbefotograf …  der kreative Geist … der Schwabe – ‚Schärfe wird überbewertet‘ – ‚Ich kann auch schief‘ – ‚NEIN – das geht gar nicht!!!‘ – Ein leidenschaftlicher Fotograf mit nicht immer konventionellen Ideen … Ein Hobbykoch. Dozent an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd, dazu sozial engangiert … Der Philosoph und Querdenker … Der Legokamerapionier (!) mit mittlerweile weltweiten Folgen … Wer den Jens kennt weiss ihn zu schätzen und zu lieben.“ – Regisseur dieses Wortkinos zu Jens Werlein ist ein gewisser Andreas Wolf – ein enger Freund des Fotografen. Trotz der rein assoziativen Blitzlichter bildet  es doch die Konturen des Charakters authentisch und scharf ab.

Reines Silber auf schwarzem Glas

Wir befinden uns in der bekannten Galerie Nieser in Stuttgart. In den Räumen hängen großformatige Fotos unterschiedlicher Künstler. Zwei besondere stammen von Jens Werlein. Es sind Porträts, das eine zeigt ihn selbst, das andere Martin Schmidgall, einen weiteren Freund. Es sind keine gewöhnlichen Schwarz-Weiß-Fotografien, die einfach vergrößert wären. „Die Bilder sind nach einer sehr alten Methode entstanden, die zu den Ursprüngen der Fotografie zurückführt. Es handelt sich um eine Ambrotypie in der Größe 50 x 80 cm. Ein aufwendiger Prozess! Das Foto entsteht, indem reines Silber auf schwarzem Glas fixiert wird. Die Kamera ist riesig, die Belichtungszeit beträgt etwa 20 Sekunden – das heißt, man muss vollkommen ruhig sein, sonst verwackelt alles. Es gibt nur einen Versuch, der muss sitzen, sonst sind 600 Euro vergeudet, denn so hoch sind die Kosten für eine Aufnahme“, erklärt der Schöpfer. Dass es besondere Bilder jenseits des Konventionellen sind, erkennt auch das Auge des Laien. Sie haben fast etwas Magisches. Bei einem bestimmten Einfall des Lichts treten durch die gezielt geringe Tiefenschärfe die Gesichtszüge der Porträtierten dreidimensional hervor.


©Christian Liederer. Erschienen im Magazin Go for More. Dieser Beitrag darf gerne geteilt, Texte zitiert werden. Das Urheberrecht und geistige Eigentum sind durch den Verweis auf die Quelle zu beachten.