„Die Metropolen in mir“

Sie hatte Sidney Portier und Bobby McFerrin vor der Kamera, Jon Batiste und Marcus Miller – und fotografierte in den USA viele andere Künstler für große Plattenlabels wie Universal und Sony: Ingrid Hertfelder hat eine aufregende Lebensgeschichte, deren Kapitel in den Weltmetropolen geschrieben wurden. Aber ihr Weg führte sie zurück in ihre Heimat Schwäbisch Gmünd.

Ingrid Hertfelder nimmt sich Zeit. Von der Hektik, dem Terminstress, mit dem sie in ihrem Berufsalltag als Fotografin konfrontiert ist, merkt man nichts, als sie von den Stationen ihres Lebens zu erzählen beginnt. Besonnen und überlegt antwortete sie auf die Frage, was sie aus dem beschaulichen Schwäbisch Gmünd in die Metropolen New York und Los Angeles verschlagen habe: „Also die USA hatte ich ursprünglich nie als Ziel auf meiner Landkarte. Mein erster größerer Schritt aus meiner Heimat Schwäbisch Gmünd ging nach München und dann über die Landesgrenze hinweg nach Irland, was als Urlaub gedacht war. Nach einem längeren Aufenthalt dort wurde ich für zweieinhalb Jahre in London sesshaft. Dabei habe ich immer wieder Kontakte geknüpft, die mich gewissermaßen weiterführten auf meinem Weg. Zu dieser Zeit galt meine Hauptpassion übrigens nicht der Kamera, sondern der Musik. Ich habe Klavier gespielt und gesungen.“

„meine grundlegende Verbindung zur Musik“

Doch die Fotografie hat sie schließlich wieder eingeholt. Entscheidend war ein Praktikum beim Jazz at Lincoln Center in Manhattan/New York. Dort portraitierte die aufstrebende Künstlerin Wynton Marsalis, einen der bekanntesten Jazztrompeter der Gegenwart, und den Jazzpianisten Herbie Hancock. „Im Rahmen meines Praktikums war ich auch in Kuba“, ergänzt Ingrid Hertfelder. „Das Land hat mich stark geprägt – in der Art, wie ich Musiker fotografiere. Kuba ist die Quelle des Jazz in seiner ganz ursprünglichen Art. An jeder Ecke tanzen und spielen die Leute“, erinnert sich die Gmünderin.


©Christian Liederer. Erschienen im Magazin Go for More. Dieser Beitrag darf gerne geteilt, Texte zitiert werden. Das Urheberrecht und geistige Eigentum sind durch den Verweis auf die Quelle zu beachten.