Spiel der Strukturen

Magazinbild Beitrag von Liederer

Die Foto-Grafik-Art von Hubert Minsch

Der Philosoph Edmund Husserl beschäftigte sich mit der Wahrnehmung des Menschen in einer unerhörten Tiefenschärfe. Insbesondere widmete er sich dem Bewusstsein und seiner formgebenden Schöpferkraft, die aus Sinneseindrücken erst die Gegenstände unserer Wirklichkeit schafft. Unser Geist gibt den Dingen ihre Form, insbesondere indem er auf Erfahrungen zurückgreift. Jeden Sinneseindruck beziehen wir auf zuvor Erlebtes. Die Werke des Künstlers Hubert Minsch spielen genau damit – zumindest einige seiner Arbeiten, zum Beispiel die Foto-Grafik-Art-Werke der Reihe koobook oder HUMAJOMI. Wir erahnen konkrete Gegenstände, Formen, Pflanzen, Organisches, Holz- und Felsformen, die uns bekannt vorkommen, doch werden sie durch die Hand des Künstlers fragmentiert, bearbeitet, gespiegelt, von anderen Erscheinungen überlagert oder in neue optische Bezüge gesetzt, sodass der Denkapparat angestachelt und gefordert wird, während die Ästhetik der Impressionen bereits auf einer tieferen emotionalen Ebene zum Betrachter spricht.

Spiegelung und Addition von Strukturen

Der Mensch hinter diesen Werken, Hubert Minsch, ist inzwischen freischaffender Künstler und lebt in Schwäbisch Gmünd. „Ursprünglich stamme ich aus Wasseralfingen. Früh schon begeisterte ich mich für Fotografie und absolvierte als junger Mann eine Fotografenlehre in Aalen, anschließend studierte ich an der Fachhochschule Würzburg Grafikdesign. Nach einigen Berufsjahren eröffnete ich mein eigenes Designbüro“, umreißt Hubert Minsch seine Vita. Der Künstler, der im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, arbeitete beruflich unter anderem für Kunden wie Zeiss, RUD, Märklin, Steiff und Brandt. „Heute mache ich vor allem das, was mir Spaß macht“ – und das ist speziell die künstlerische Tätigkeit. „Derzeit faszinieren mich vor allem die auf den ersten Blick unscheinbaren, nebensächlichen Dinge und Gegenstände des Alltags, die ich künstlerisch verwerte. Hier und schon zuvor beschäftige ich mich insbesondere mit dem Thema der Spiegelung und Addition von Strukturen. Eine Fotografie dient in der Regel als Vorzeichnung, die ich digital übermale. Dadurch entstehen komplett neue Bildwelten, die den Bezug zum ursprünglichen Foto nur noch erahnen lassen. Teilweise baue ich noch typografische Elemente ein, die den Bildern zusätzlich eine neue Realität geben.“ Die optische Spiegelung wiederum spiegelt sich im spiegelbildlichen Namen der Reihe wieder – im Palindrom koobook. Foto und grafische Bearbeitung lassen so Kunst entstehen – kurz: Foto-Grafik-Art.



©Christian Liederer. Erschienen im Magazin Go for More. Dieser Beitrag darf gerne geteilt, Texte zitiert werden. Das Urheberrecht und geistige Eigentum sind durch den Verweis auf die Quelle zu beachten.