► Hör-/Lesetipp: Hörbuch – Wartende Stille. Warum Kafka sich nicht traute ◄
Kafka – er ist der Sonderling in der Dichtung. Gut, alle Dichter sind Sonderlinge, aber Kafka ist eben etwas sonderbarer als die Sonderbaren. Sein Leben ist gezeichnet von Versagensängsten, einem Vaterkonflikt, der ihm ein Leben lang beutelte, von überbordender Bürokratie in seinem beruflichen Alltag als Jurist – und zu guter Letzt von schwierigen Beziehungen zu Frauen wie Felice Bauer, Milena Jesenská, Julie Wohryzek und Dora Diamant. Er verlobte sich mehrmals, doch in den Hafen der Ehe fuhr er nie ein. Sein Werk ist nicht minder kompliziert – eine Sammlung fragmentarischer Fragezeichen, die Interpretatoren aller Richtungen seit hundert Jahren herausfordert. Einige der Rätsel greift das Hörbuch „Wartende Stille. Warum Kafka sich nicht traute“ auf und taucht ein in die Tiefen der kafkaesken Psyche.
Angst vor Nähe?
Mit überraschenden, aber unaufdringlichen akustischen Ideen und stimmiger Musik inszeniert geht es insbesondere der Frage nach, warum Kafka zeitlebens konfliktgebeutelt die einsame Dichterexistenz dem greifbaren Familienglück vorzog. Kam er nicht aus der Rolle des „ewigen Sohns“? War es seine Angst vor Nähe und dem Fleisch? Oder vor dem Verglühen seiner Schaffenskraft im Angesicht einer festen Beziehung?
Bausteine zur Rekonstruktion
Auf diese Fragen gibt es keine eindeutige Antwort. Wäre auch langweilig. Das Hörbuch bietet – vor allem in Form von Briefwechseln und Notizen Kafkas – aber anregende Bausteine zur Rekonstruktion der seelischen Bewegungen des Prager Autors und öffnet die Tür zu interessanten Spekulationen. – „Wartende Stille. Warum Kafka sich nicht traute“ ist eine spannende Produktion und buchstäblich ein kafkaeskes Erlebnis.
Erschienen im Kaleidophon Verlag: www.kaleidophon-verlag.com/
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